Gerade introvertierte Menschen sind häufig betroffen. Das liegt unter anderem daran, dass sie selten lautstark auf ihre Erfolge hinweisen. Sie beobachten, analysieren, reflektieren – aber sie vermarkten sich oft nicht aktiv. Stattdessen halten sie sich eher im Hintergrund, stellen hohe Ansprüche an sich selbst und hinterfragen ihre Wirkung immer wieder aufs Neue. Diese Haltung, die viele Stärken in sich trägt, kann jedoch leicht kippen – und in lähmende Selbstzweifel umschlagen.
Bei mir war das genauso. Von meiner Mutter auf Leistung getrimmt, weil sie dann „so stolz auf mich“ ist, habe ich zwar Leistung gezeigt, aber fühlte mich trotzdem nicht gut genug. Später im Berufsleben äußerte sich das so, dass ich war viel gelernt und angewandt hatte, aber mich trotzdem nicht als Expertin oder dann in der Selbstständigkeit als richtiger Coach sah. Die etwas provokante Frage einer Journalistin „Was macht Sie zur Expertin?“ hatte mich erst einmal erstarren lassen. Dabei wollte diese Journalistin keine Hochschulabschlüsse oder Auszeichnungen sehen, sondern nur prüfen, ob ich sprachfähig bin – ob ich also über mich und meine Leistungen, mein Angebot, mein Fachwissen selbstbewusst reden könne. Inzwischen kann ich es. Und ich zeige auch gern anderen Introvertierten wie das geht.
Eine Geschichte aus der Praxis
In einem Gespräch mit der Mentorin Silke Trost ging es genau um diese Dynamik. Sie erzählte von einer Unternehmerin, die ein renommiertes Unternehmen mit über 100 Mitarbeitenden aufgebaut hatte – und dennoch im Coaching sagte: „Das war doch nichts.“
Diese Frau war kompetent, mutig, erfolgreich – aber innerlich konnte sie sich selbst nichts davon zuschreiben. Silke beschrieb, wie Glaubenssätze wie „sei bescheiden“ oder „dräng dich nicht vor“ tief verankert waren und im entscheidenden Moment alte Muster aktivierten. Die Körpersprache spiegelte das wider: Schultern eingezogen, Stimme zurückhaltend, kein Raumnehmen.
Solche Muster sind kein Einzelfall. Viele erfolgreiche Frauen und Männer spüren diesen inneren Konflikt zwischen fachlicher Stärke und mangelnder Selbstanerkennung.
Das Interview ist übrigens hier auf YouTube zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=JYaH4FLDqIE
Ursachen des Impostor-Syndroms - Warum entsteht es überhaupt?
Die Ursachen des Impostor-Syndroms sind vielfältig – und oft tief verwurzelt. Häufig spielen frühe Erfahrungen eine Rolle: etwa in der Schule oder im Elternhaus, wo Anerkennung an Leistung geknüpft war oder wo es wenig Raum für Fehler geben durfte. Wer als Kind gelernt hat, sich nur dann sicher und gesehen zu fühlen, wenn er oder sie perfekt funktioniert, trägt diesen Maßstab oft unbewusst ins Erwachsenenleben weiter. Die Erziehung und der familiäre Hintergrund hat einen sehr großen Einfluss auf unser Denken und Verhalten.
Auch gesellschaftliche Rollenerwartungen verstärken das Gefühl, nicht zu genügen – besonders bei Frauen oder Menschen, die nicht dem klassischen Idealbild von Führung und Erfolg entsprechen. Hinzu kommen innere Antreiber wie „Sei perfekt“, „Streng dich an“ oder „Mach es allen recht“, die das eigene Selbstbild verzerren.
Das Impostor-Syndrom entsteht also nicht aus Schwäche, sondern ist oft das Ergebnis starker Anpassungsleistungen – und kann überwunden werden, wenn man beginnt, die dahinterliegenden Muster zu erkennen und umzuschreiben. Gerade Introvertierte sind häufiger vom Hochstapler-Syndrom betroffen. Denn wir passen uns noch zu sehr dem extrovertierten Ideal der (westlichen) Welt an.
Introvertierte Männer und das Impostor-Syndrom
Auch Männer kämpfen mit diesen Zweifeln – oft leiser, weil es noch schwieriger ist, darüber zu sprechen. Viele haben verinnerlicht: „Ich darf keine Schwäche zeigen.“
Gerade im Businessumfeld herrscht oft die Vorstellung, immer souverän und kontrolliert wirken zu müssen. Das kann dazu führen, dass sich Männer mit dem Impostor-Syndrom noch stärker isolieren – weil sie befürchten, dass Zweifel an ihrer Position oder Führungskraft kratzen könnten.
Ich erlebe das im Coaching immer wieder bei introvertierten Gründern oder Führungskräften: Sie sind inhaltlich brillant – aber straucheln, sobald sie sich selbst präsentieren oder öffentlich sichtbar machen sollen. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, damit umzugehen – ohne sich zu verstellen.
Wenn das Impostor-Syndrom deine Grenzen untergräbt
Ein Punkt, der oft übersehen wird: Wer ständig an sich zweifelt, hat auch Schwierigkeiten, klare Grenzen zu setzen. Denn wer sich nicht als kompetente Fachperson erlebt, traut sich kaum, Position zu beziehen – sei es beim Honorar, bei Zuständigkeiten oder bei der eigenen Belastungsgrenze.
Die Folge: Man sagt „ja“, obwohl man „nein“ meint. Man schweigt, obwohl man sich überfordert fühlt. Und irgendwann führt das zu Frust, Erschöpfung oder Rückzug.
Deshalb ist es so wichtig, den Zusammenhang zwischen Selbstwert und Grenzsetzung zu verstehen. Nur wenn du deinen eigenen Wert erkennst, kannst du dich klar abgrenzen – ohne schlechtes Gewissen. Das Buch „Beherzt Grenzen setzen ohne Wenn und Aber“ von Yasmin Heider bietet dazu viele hilfreiche Impulse und praxisnahe Übungen, wie du innere und äußere Klarheit findest, ohne dich selbst infrage zu stellen. Das Buch kannst du direkt hier bestellen: https://www.digistore24.com/product/606516
Was wirklich hilft, um das Hochstapler-Syndrom zu überwinden
Auch wenn sich das Impostor-Syndrom hartnäckig anfühlt – es gibt Wege, die nachhaltig stärken. Drei Ansätze haben sich besonders bewährt:
1. Selbstklärung – sich selbst auf die Spur kommen
Viele Menschen sind so sehr damit beschäftigt, im Außen zu funktionieren, dass sie den Kontakt zu sich selbst verlieren. Die Fragen „Wer bin ich wirklich?“, „Wofür stehe ich?“ und „Was will ich – wirklich?“ helfen dabei, den Blick wieder nach innen zu richten.
Diese Reflexion schafft innere Klarheit – und stärkt die Identität jenseits von Rollen oder Leistungsansprüchen.
2. Mentoring – gesehen werden, ohne sich beweisen zu müssen
Ein ehrlicher Blick von außen kann neue Perspektiven eröffnen. Gerade Menschen mit Impostor-Syndrom erkennen ihre Stärken oft nicht – weil sich Vieles, was sie tun, für sie selbst zu selbstverständlich anfühlt. Eine Mentorin oder ein Mentor, der dich mit Wohlwollen und Klarheit spiegelt, hilft dabei, den eigenen Wert realistisch wahrzunehmen anstatt kleinzureden.
3. Präsenz üben – auf deine eigene Art
Viele Introvertierte glauben, sie müssten laut, dominant oder besonders souverän auftreten, um als kompetent zu gelten. Doch wahre Präsenz braucht keine Lautstärke. Sie entsteht durch Klarheit, Ruhe und Fokus.
Schon kleine Rituale wie bewusstes Atmen vor einem Termin oder eine mentale Vorbereitung mit inneren Bildern (Fantasiereisen) helfen, um bei sich zu bleiben und authentisch aufzutreten.
Du bist nicht allein
Viele kluge, reflektierte und verantwortungsvolle Menschen kämpfen mit diesen inneren Mustern – auch in Führungspositionen.
Wenn du dich hier wiedererkennst: Du musst dich nicht verbiegen, um erfolgreich zu sein.
Ich begleite introvertierte Selbstständige und Fachkräfte dabei, sich selbst sicherer zu fühlen, Grenzen zu setzen und mit leiser Stärke sichtbar zu werden.
Impostor-Gedanken loslassen – Selbstzweifel mit inneren Bildern loslassen
Manchmal reichen Worte und rationale Argumente nicht aus, um den inneren Kritiker zu beruhigen.
Gerade bei tief verankertem Perfektionismus oder Aufschieberitis (Prokrastination) hilft es, auch auf der emotionalen Ebene zu arbeiten – mit inneren Bildern, die Sicherheit und Klarheit vermitteln.
Fantasiereisen und Zielreisen sind dafür ein kraftvoller, zugleich sanfter Weg. Sie unterstützen dich dabei, neue Handlungsräume zu entdecken, mentale Blockaden zu lösen und deine innere Stimme zu stärken. Im geschützten Raum der Vorstellung kannst du ausprobieren, was sich im Alltag noch unsicher anfühlt.
Am Montag, den 24. Juni 2025 um 13:00 Uhr, findet dazu ein kompaktes Webinar statt:
„Fantasiereisen & Zielreisen im Business: Wie innere Bilder dich stärken können“
Du bekommst:
- einen verständlichen Einblick in die Methode,
- erfährst, wie du sie konkret im Businessalltag einsetzen kannst – zum Beispiel bei Lampenfieber, Entscheidungsschwierigkeiten oder Selbstzweifeln,
- und erlebst eine kurze, geführte Reise live mit.
Das Webinar ist besonders hilfreich, wenn du manchmal in Gedankenschleifen festhängst und dir mehr innere Klarheit und Gelassenheit wünschst.